Köln: 23.–26.02.2027 #AnugaFoodTec2027

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Industrie 4.0

Etikettierung der Zukunft

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In der Lebensmittelindustrie steigt der Druck auf Produzenten und Zulieferer: Kennzeichnungslösungen müssen heute nicht nur präzise und effizient arbeiten, sondern auch digitalen, regulatorischen und ökologischen Anforderungen gerecht werden. Die Systeme sollen rückverfolgbar, automatisiert, ressourcenschonend – und gleichzeitig wirtschaftlich tragfähig sein. Zwei Anbieter industrieller Kennzeichnungstechnik, Bluhm Systeme GmbH und Domino Deutschland GmbH, zeigen anhand ihrer Strategien und Technologien, wie diese Balance gelingen kann.

Etikettieranlage Geset 217 (NX)

Die einbaufertige Etikettieranlage Geset 217 (NX) eignet sich für die Ober- und Unterseitenetikettierung von Lebensmitteln. @ Bluhm Systeme

Bluhm Systeme GmbH mit Firmenzentrale in Rheinbreitbach/Rheinland-Pfalz ist Teil der international agierenden Bluhm Weber Gruppe. Das Unternehmen zählt zu den führenden Komplettanbietern industrieller Kennzeichnungs- und Etikettierlösungen. Im Fokus stehen Tintenstrahl-, Laser- und Thermotransfer-Drucksysteme sowie Etikettiermaschinen und Industrie-4.0-fähige Software. Die Systeme kennzeichnen Produkte, Verpackungen und Paletten für verschiedenste Branchen – von der Lebensmittel- bis zur Pharmaproduktion. Sandra Seewi, Marketing- und Kommunikationsmanagerin des Unternehmens, sieht vor allem in der Kombination von Nachhaltigkeit und Bedienerfreundlichkeit den Schlüssel:
„Nachhaltige Kennzeichnungslösungen sind stark gefragt. Wir setzen unter anderem auf druckluftfreie Etikettiertechnik und Direktkennzeichnung per Laser oder Tinte, um Abfall und Kosten zu reduzieren.“ Gleichzeitig müssten die Systeme intuitiv bedienbar und wartungsarm sein – insbesondere bei häufigem Personalwechsel, erklärt Seewi.

Domino Deutschland GmbH, ein Unternehmen der Domino Printing Sciences plc, ist in Mainz-Kastel, Wiesbaden ansässig. Domino bietet ein breites Portfolio an Tintenstrahl- und Lasersystemen, Thermotransferdruckern und Digitaldrucksystemen für Verpackungen. Ergänzt wird das Angebot durch Automatisierungssoftware, Kamerasysteme sowie Cloud-Lösungen und Vision-Technologie für Produktions- und Verpackungslinien.

Die Herausforderungen sind komplex – insbesondere dann, wenn Digitalisierung, Automatisierung und Nachhaltigkeit gemeinsam gedacht werden. „Alle drei Themen erfordern Investitionen im Jetzt“, betont Thomas Grupe, Manager Software Integration & Support bei Domino Deutschland GmbH. „In wirtschaftlich angespannten Zeiten braucht es langfristige Strategien, um flexibel auf sich ändernde gesetzliche Vorgaben, steigende Energiekosten oder Materialumstellungen reagieren zu können.“ Nur so lassen sich der Fachkräftemangel ausgleichen und die Effizienz der Linien erhöhen.

Technologien im Vergleich

Display des Inkjetdrucker der Linx 8900 Serie

Inkjetdrucker der Linx 8900 Serie sind ausgelegt für die hohen Produktionsgeschwindigkeiten in der Lebensmittelbranche und kennzeichnen Primärverpackungen aus Metall, Glas, Karton oder Kunststoff. @ Bluhm Systeme

Die Wahl der passenden Technologie ist alles andere als trivial. Tintenstrahl, Thermotransfer, Laser oder Etikettierung – jedes Verfahren hat spezifische Vor- und Nachteile.

Tintenführende Systeme wie Continuous-Inkjet (CIJ), Thermo-Inkjet (TIJ), Piezo-Inkjet (PIJ) und Thermotransfer-Overprinting (TTO) basieren auf Technologien, die seit den 1980er Jahren kontinuierlich weiterentwickelt und in der Industrie erfolgreich eingesetzt werden. Sie kommen dann zum Einsatz, wenn flexible, variable Kennzeichnung bei hoher Geschwindigkeit und auf unterschiedlich beschaffenen Oberflächen erforderlich ist. Sie ermöglichen bei entsprechender technischer Eignung eine zuverlässige Druckqualität bei geringen Investitionskosten. Heute gelten diese Systeme als stabil, sauber und wartungsarm – TIJ-Drucker sind sogar nahezu wartungsfrei. Der größte Nachteil entsteht vor allem durch die Verbrauchsmaterialkosten, Fragen der Abfallvermeidung sowie die Entwicklung umweltfreundlicher, gesundheitlich unbedenklicher Tinten mit gleichzeitig hoher Haftung und Deckkraft.
„Es geht immer um die richtige Balance zwischen technischer Eignung, Investitions- und Betriebskosten sowie der Frage der Nachhaltigkeit“, erklärt Grupe.

Im Bereich der Lasersysteme haben sich drei Wellenlängen-Technologien etabliert: CO₂-Laser, Faserlaser und UV-Laser. CO₂-Laser sind am weitesten verbreitet und seit langem im industriellen Einsatz. Faserlaser eignen sich besonders für Kunststoffe und Metalle mit speziellen Oberflächenanforderungen (siehe Bild 4). UV-Laser – die jüngste Entwicklung – gewinnen durch den zunehmenden Einsatz von Monofolien und veränderten Oberflächenbeschichtungen, etwa bei Faltschachteln, an Bedeutung. Laserkennzeichnung gilt insgesamt als zukunftsweisend, stellt jedoch Anforderungen an Investitionen, Laserschutz und die Absaugung von Partikeln und Gasen.

Etikettierung bleibt technisch relevant – insbesondere dort, wo Tinten- oder Lasersysteme aufgrund von Materialbeschaffenheit oder Oberflächenstruktur an ihre Grenzen stoßen. Etikettierung bezeichnet das Aufbringen von vorbedruckten oder direkt bedruckten Labels auf Verpackungen oder Produkte. Sie bietet eine gleichbleibend hohe Druckqualität und hohe Flexibilität – ist jedoch mit höheren Verbrauchskosten und Wartungsaufwand verbunden. Zudem entstehen durch Etiketten, Trägermaterialien und ggf. Thermotransferfolien zusätzliche Abfallmengen.

RFID (Radio-Frequency Identification) spielt bei der Kennzeichnung von Einzelprodukten oder Umkartons derzeit kaum eine Rolle, wie Grupe erläutert. Die Technologie nutzt Transponder, die kontaktlos ausgelesen werden können – auch ohne Sichtverbindung. Seewi ergänzt: „Daten lassen sich dynamisch ändern und entlang der Lieferkette jederzeit auslesen.“ Einsatzbereiche finden sich derzeit vorrangig in der Palettenkennzeichnung, bei Rückführsystemen, im Markenschutz oder bei hochwertigen Elektronikprodukten. Ein flächendeckender Einsatz scheitert bislang an Kosten und technischer Komplexität.

Rückverfolgbarkeit & Regulatorik

Regulatorische Vorgaben, wie die verpflichtende Rückverfolgbarkeit, treiben technologische Entwicklungen zusätzlich an. Als GS1 Germany (deutsche Tochterorganisation des globalen GS1-Netzwerks) Solution Partner arbeitet Bluhm Systeme eng an der Umsetzung einheitlicher Standards mit.
„Die geplante Umstellung auf 2D-Codes bis 2027 ist eine Herausforderung, die viele Hersteller jetzt schon aktiv angehen“, betont Seewi. Die Kennzeichnung müsse nicht nur maschinenlesbar, sondern auch dauerhaft und robust sein – besonders in gekühlten oder feuchten Produktionsumgebungen.

Auch in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie wächst die Nachfrage nach Track-&-Trace-Lösungen. Domino hat kürzlich Serialisierungsprojekte für Säuglingsnahrung realisiert – mit Fokus auf die Erfüllung komplexer Exportanforderungen nach Asien. Dabei wird ein kombiniertes System aus 2D-Code-Erzeugung, automatisierter Datenübertragung und Bildverarbeitung zur Qualitätssicherung eingesetzt.
„Als Komplettanbieter liefern wir Software, Kennzeichnungstechnik und Vision-Systeme aus einer Hand“, betont Grupe. Domino ist zudem ein aktives Mitglied der GS1 und somit häufig schon an der Entstehung neuer Regularien und Empfehlungen beteiligt.

Integration in die vernetzte Produktion

Grafische Darstellung der Funktionsweise der Domino Automation

Die Softwarelösung Domino Automation ermöglicht eine zentrale Layoutverwaltung und Vernetzung aller Drucksysteme. @ Domino Deutschland GmbH

Ein zentraler Schlüssel zur Bewältigung dieser Anforderungen liegt in der intelligenten Vernetzung. Moderne Systeme lassen sich heute nahtlos in bestehende Linien integrieren und zentral steuern. Domino bietet dafür die Softwarelösung Domino Automation (siehe Bild 3), die Maschinensteuerung, Layoutverwaltung und Prozessüberwachung vereint – inklusive direkter Anbindung an ERP- und MES-Systeme.
„Unsere Drucker lassen sich über einen Webbrowser steuern, zusätzliche Bedienterminals sind meist nicht mehr nötig“, erklärt Grupe. Auch die Integration von PackML oder Weihenstephan-Standards sei inzwischen Standard, betont er.

Bei Bluhm Systeme setzt man ebenfalls auf Automatisierung und modulare Konzepte. Die Etikettierer und Codierer lassen sich an individuelle Anforderungen anpassen und werden mit Funktionen zur Fehlerprüfung ausgestattet: falsch etikettierte bzw. codierte Produkte werden automatisch erkannt und ausgeschleust.
Wie Seewi berichtet: „Unsere Softwarelösungen, die Prozesse vereinfachen, sparen Zeit und reduzieren Fehler in der Lebensmittelproduktion.“

Nachhaltig kennzeichnen

Auch beim Thema Nachhaltigkeit gehen beide Unternehmen weit über Materialfragen hinaus. Domino Deutschland GmbH entwickelt eigene Tinten, die technisch leistungsfähig und gleichzeitig möglichst umweltverträglich sind – inklusive GMP-(Good Manufacturing Practice)-konformer Rezepturen für den Lebensmittelkontakt.
„Ziel ist es, Rezepturen zu schaffen, die auch bei neuen Verpackungsmaterialien zuverlässig drucken, gleichzeitig sparsam sind und umweltfreundliche Inhaltsstoffe verwenden“, berichtet Grupe. Gleichzeitig arbeitet das Unternehmen an CO₂-optimierten Prozessen und global nachhaltigen Lieferketten.

Bluhm Systeme setzt auf langlebige Systeme mit geringem Verbrauchsmaterialeinsatz, Linerless Etiketten sowie Alternativen wie Laserkennzeichnung.
„Nachhaltigkeit wird in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen“, ist Seewi überzeugt. „Energieverbrauch senken, Abfall minimieren und Kreislaufwirtschaft – auch die Kennzeichnung muss dazu ihren Beitrag leisten“, ergänzt sie.

Blaue CO2-Laser vor weißem Hintergrund

Leistungsstarke CO2-Laser der Dx-Serie für komplexe Codeanforderungen bei hohen Liniengeschwindigkeiten. @Domino Deutschland GmbH

Ausblick: KI, Robotik und autonome Systeme

Für die kommenden Jahre rechnen beide Unternehmen mit tiefgreifenden Veränderungen – nicht nur technischer, sondern auch kultureller Art. Künstliche Intelligenz, Robotik und autonome Systeme werden zunehmend Einzug in Produktionslinien halten.
Besonders interessant für die Lebensmittelindustrie ist laut Bluhm Systeme die neue GESET NX (Next Generation, siehe Bild 1)-Baureihe: einbaufertige Etikettieranlagen, die auf maximale Benutzerfreundlichkeit ausgelegt sind.
„Ziel der Entwicklung war eine einfache Handhabung im täglichen Betrieb – auch durch Personal mit wenig Vorwissen. Das ist uns konsequent gelungen“, erklärt Sandra Seewi. „Zudem sind unsere Systeme heute schon roboterkompatibel und arbeiten auf einem hohen, autonomen Level. Gemeinsam mit unseren Kunden und Partnern entstehen immer wieder Produktinnovationen“.

Domino Deutschland GmbH sieht in der Direktkennzeichnung auf Verpackungen, Obst oder Monofolien einen zukunftsweisenden Weg.
„Der Verzicht auf bunte Etiketten wird vom Verbraucher zunehmend akzeptiert – Nachhaltigkeit schlägt Marketing“, erklärt Grupe. Gleichzeitig seien es die indirekten Effekte – wie Prozessvernetzung, Energieeffizienz und standardisierte Schnittstellen – die den größten Hebel bieten.

Beide Unternehmensvertreter sind sich einig: Ohne Kennzeichnung gelangt kein Produkt in den Handel. Doch ihre Rolle verändert sich – von einer rein technischen Pflicht hin zu einem strategischen Instrument für Transparenz, Effizienz und Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Die Zukunft gehört Systemen, die zugleich technisch leistungsfähig, digital vernetzbar und ökologisch tragfähig sind.

Weitere Informationen:

Portrait von Thomas Grupe

Thomas Grupe, Manager Software Integration & Support bei Domino Deutschland. @Domino Deutschland GmbH

Thomas Grupe

Manager Software Integration & Support

Domino Deutschland GmbH

Mainz-Kastel, Wiesbaden, DE

E-Mail: verkauf@domino-deutschland.de

Portrait von Sandra Seewi

Sandra Seewi, Marketing- und Kommunikationsmanagerin bei Bluhm Systeme. @ Bluhm Systeme

Sandra Seewi

Marketing- und Kommunikationsmanagerin

Bluhm Systeme GmbH

Rheinbreitbach, DE

E-Mail: info@bluhmsysteme.com